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Benicio del Toro: "Man muss manchmal Egoist sein"

  • c-magazine
  • 9. Nov. 2015
  • 3 Min. Lesezeit

In „A Perfect Day“ (derzeit im Kino) ist Benicio del Toro an der Seite von Tim Robbins, Olga Kurylenko und Melanie Thierry als Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in einem Krisengebiet im Einsatz. Wir sprachen mit dem 48-jährigen Kult-Schauspieler.

Das Drogenthema zieht sich wie ein roter Faden durch Ihre Filmkarriere. Wieso eigentlich?

Benicio del Toro: Ich glaube, dass Filme immer auch Spiegel der Zeit sind, in der sie entstehen. Sehen Sie sich die 60er bis 80er Jahre an: Dort gab es mit "Easy Rider" bis hin zu "Scarface" Dutzende Drogenfilme. Es ist nun mal so, dass meine Karriere mit dem Krieg gegen die Drogen zeitlich zusammenfiel, und daher habe ich wohl immer wieder in solchen Filmen mitgewirkt. Ich habe Junkies gespielt, aber auch Dealer. Ich spielte Polizisten, die den Dealern das Handwerk legen wollten. Ich kenne das Thema also von allen Seiten.

Sind Sie eigentlich ein sehr politisch engagierter Mensch? Immerhin erzählen Ihre aktuellen Filme von hochbrisanten, gesellschaftlich relevanten Themen.

Nein, als besonders politisch würde ich mich nicht bezeichnen, zumindest nicht als jemand, der aktiv politisch ist. Natürlich lese ich die Zeitung und schaue die Nachrichten. Ich habe ein Grundinteresse für Politik aus meiner Erziehung mitbekommen, schon allein deshalb, weil meine Eltern Anwälte sind.

Als Schauspieler sind Sie bekannt dafür, in Ihren Rollen bis an mitunter auch schmerzhafte Grenzen zu gehen. Sind Sie ein bedingungsloser Method Actor?

Nein, das kann man nicht sagen. Ich habe bei Stella Adler gelernt, die einen anderen Ansatz verfolgt hat. Aber es stimmt, dass ich gerne bis an meine physischen Grenzen gehe, oder auch mal darüber hinaus. Schließlich soll meine Darstellung das Publikum ja überzeugen. So erklärt sich letztlich auch die Auswahl meiner Rollen: Mich interessieren Figuren, die Ecken und Kanten haben. Ich will dreidimensionale Figuren, die lebensecht wirken und die ich verstehen kann, denen ich glauben kann, selbst wenn sie von einem anderen Planeten stammen.

Oft fallen Schauspieler in ein tiefes Loch, wenn sie aus einer Rolle wieder herausfinden müssen. Kennen Sie das? Wie weit gehen die Figuren ins Private?

Ich kenne das, aber ich nehme meine Figuren niemals vom Set mit nach Hause. Ich bin eben kein klassische Method Actor. Natürlich spiele ich oft Figuren, die sehr dunkle Seiten haben, das geht mir schon sehr nahe. Aber die Schattenseiten des Berufs habe ich längst unter Kontrolle. Ich nehme schon lange keine Drogen mehr, nicht einmal Aspirin. Jedenfalls wäre es für die Balance nicht schlecht, zwischendurch einmal ein Musical zu drehen - aber leider kann ich überhaupt nicht singen.

Lange Zeit hat man Sie als Sexsymbol gefeiert.

Sex-Symbol, was ist das? Ich selbst habe das nie so gesehen und ich habe nie wirklich kapiert, was die Leute unter einem Sex-Symbol verstehen.

Als Sie bekannt wurden, gab es einen kleinen Boom von Rollen, in denen Lateinamerikaner die Verführer spielten - vielleicht kommt das daher?

Mag sein. Als Lateinamerikaner hast du es in Hollywood bis heute nicht leicht. Es gibt viele Kollegen, die es auch geschafft haben, dennoch gilt nach wie vor: Als Latino startest du in Hollywood zunächst einmal aus der letzten Reihe und musst dich erst nach vorne kämpfen. Aber es ist viel passiert in den letzten Jahren, die Situation hat sich deutlich verbessert. Was auch daran liegt, dass es heute viel mehr Rollen in Filmen gibt, die mit Latinos besetzt werden.

Wie viel Naivität braucht es eigentlich, um dem Druck in Hollywood standzuhalten? Oder anders gesagt: Haben Sie sich eine Elefantenhaut zugelegt?

Je mehr Naivität, desto besser. Ich habe mich lange Zeit mit einer gewissen Grundnaivität bei Laune gehalten. Die Idee dahinter ist einfach: Für den, der ein Problem hat, ist es am besten, gar nicht zu wissen, dass er eines hat. So lebte ich viele Jahre. Auf Dauer geht das aber natürlich nicht, denn man muss sich schon irgendwann mit der eigenen Realität und Befindlichkeit befassen.

Wie bekamen Sie das hin?

Ich habe bis heute ganz gut funktionierende Mechanismen entwickelt: Denn wenn es mal nicht so rund läuft, muss man diese Phasen auch irgendwie durchstehen. Dafür gibt es zwei Ansätze. Der eine lautet: So viel Selbstvertrauen wie möglich aufbringen. Der andere lautet: Sein Ego durchaus auch mal raushängen lassen. Denn Selbstvertrauen bekommt man nur, wenn man auch egoistisch sein kann. Man darf sich ruhig dann und wann auf sein Ego verlassen und es auch einsetzen. Nur übertreiben sollte man nicht.

 
 
 

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