Die Komödie des Jahres
- c-magazine
- 21. Juli 2015
- 2 Min. Lesezeit
Unsere Filmkritik: "Broadway Therapy" ist die beste Komödie des Jahres. Hier die Einzelheiten:
New York und der Broadway sind dankbare Sujets für jede Form der Komödie, das weiß ein Veteran wie Peter Bogdanovich („Hollywood Confidential“, „The Thing Called Love“). Weshalb nun mit „Broadway Therapy“ der vielleicht leichfüßigste Film des Altmeisters in die Kinos kommt. Im Original heißt das Werk „She’s Funny That Way“ und darin geht es (wie schon der Titel verrät) recht unterhaltsam zu; Bogdanovich will keine depressive Farce über die Befindlichkeiten des darstellenden Gewerbes entwerfen, wie sie etwa kürzlich von Alejandro Gonzalez Inarritu in „Birdman“ kreiert wurde. „Broadway Therapy“ ist dagegen wie ein Betriebsausflug nach Disneyland, wo es zwar Ironie gibt, aber keinesfalls verbitterten Zynismus. In vielen Momenten erinnert der Film an alte Screwball-Komödien der goldenen Zeiten Hollywoods, von denen nicht mal die, die dabei waren, sicher sind, dass es sie je gab. Imagepfelge ist eben alles in einer Welt, in der nur der Mythos zählt.

Bogdanovic erzählt in seinem Film die Geschichte der Prostituierten Izzy (Imogen Poots) die von einem ihrer Freier, einem Broadway-Produzenten (Owen Wilson), die Chance ihres Lebens erhält, als sie für eines seiner Stücke vorspricht. Aufgrund ihres großen Talents wird Izzy tatsächlich engagiert – und quasi über Nacht von Callgirl zum Bühnenstar.
An sich beginnt hier eine Story à la „Pretty Woman“, wären da nicht die eifersüchtige Ehefrau (Kathryn Hahn) des neuen Gönners, die auch zugleich Izzys Bühnenpartnerin ist, sein egomanischer männlicher Hauptdarsteller (großartig: Rhys Ifans), eine durchgeknallte Psychiaterin am Rachetrip (Jennifer Aniston in der bislang besten Rolle ihrer Karriere!) sowie zahllose andere schräge Figuren. Eine davon ist auch das Setting des Films: New York, die Stadt, die niemals schläft, spielt eine der Hauptrollen und zeigt sich als ein faszinierender Ort zwischen mystisch und bezaubernd. New York hat nichts von seinem Charme verloren, moderne Zeiten konnten der alten Patina der Stadt nichts anhaben, zumindest nicht bei Bogdanovich.
Der steigert mit fortlaufender Handlung immer mal gerne das Tempo seiner Erzählung und kredenzt so eine saloppe Komödie, die aus einer Zeit scheint, in der es die Männer waren, die gerettet werden mussten, und zwar von Frauen - und vor sich selbst. Solche Hollywood-Produktionen gab es zuhauf, und Bogdanovich sucht sich die Vorbilder ganz ungeniert bei Lubitsch, bei Capra, Sturges und Hawks zusammen und stiehlt, was das Zeug hält. In einigen Momenten blitzt auch ein schelmischer Woody Allen durch, und diese Melange entfaltet eine Gier nach immer mehr und mehr exorbitant witzigen Szenen, die Bogdanovich auch gekonnt bedient. Wer zur Erheiterung ins Kino gekommen ist, wird bleiben. Und auch wer gerne träumt, ist gut aufgehoben. Peter Bogdanovich hat hier - dank seiner grandiosen Besetzung - die Komödie des Jahres gedreht.
Matthias Greuling
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