Victoria haut alle um
- c-magazine
- 1. Juni 2015
- 2 Min. Lesezeit
Vier Jugendliche, eine laute Partynacht, zuviel Bier und Schnaps, und eine überfallene Bank - mehr braucht es nicht für den besten deutschen Film seit vielen, vielen Jahren. Sebastian Schipper, 46-jähriger Regisseur und Schauspieler, nennt seinen neuen Film schlicht "Victoria", weil das der Name jener hübschen jungen Spanierin ist, die vier Ur-Berliner Jungs mit leicht krimineller Veranlagung unwissend aus der Patsche hilft, als sie deren gestohlenes Fahrzeug als Fluchtwagen bei einem Bankraub lenkt.

Doch der Reihe nach: "Victoria" beginnt in einem Berliner Club, der unter der Erde wummernde Electrobeats kredenzt. Das geht bis in die Morgenstunden, und Victoria (eine Entdeckung: Laia Costa) ist gerne Gast hier. Ebenso wie Sonne (Frederick Lau), Boxer, Blinker und Fuß, vier Kumpels, die gerne über die Stränge schlagen. Man lernt sich kennen, und vor allem Sonne und Victoria finden Gefallen aneinander. So geht das eine knappe Filmstunde lang, und die Erinnerung an selbstdurchlebte Disconächte mit ungewissem Ausgang kann Regisseur Schipper hier mit viel schummriger Beiläufigkeit gleich miterzählen.
Doch dann die Wende: Die Burschen - plötzlich nur mehr zu dritt, weil einer zuviel intus hat - suchen mitten in der Nacht einen neuen Komplizen für ein krummes Ding, von dem sie selbst noch nicht wissen, was es sein wird. Einer der Jungs war im Knast und muss nun alte Schulden abarbeiten, indem er für seinen damaligen Beschützer eine Bank ausrauben soll. Relativ direkt wird Victoria gefragt, ob sie den komatösen Kollegen nicht ersetzen möchte und als Fahrerin bei dem Coup dabei sein will. Das gestohlene Auto hat Automatik-Schaltung. "Yes, I can drive this car", sagt sie und setzt sich ans Steuer. 50.000 Euro stehen als Beute auf dem Spiel, doch es geht schief, was nur schiefgehen kann: Ein Fluchtauto, das abstirbt, der darin "vergessene" besoffene Kumpel, ein Showdown im Plattenbau.
Schippers Genre-Thriller hat einen großen Trumpf, den ihm so schnell keiner nachmacht: Er besteht aus nur einer einzigen Einstellung: Kameramann Sturla Brandth Grøvlen gebührt hier ein Silberner Bär, weil er es schafft, sagenhafte 140 Minuten lang ständig hautnah bei der Action zu bleiben und dennoch genau weiß, in welchen Momenten er auf Distanz gehen muss. Kurz: Ein maßloses Vergnügen!
Ab 26.6. im Kino!
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