Christian Friedel über Elser
- c-magazine
- 21. Apr. 2015
- 2 Min. Lesezeit
Acht Menschen starben, als am 8.11.1939 im Münchner Bürgerbräukeller hinter Adolf Hitlers Rednerpult eine Bombe explodierte - der „Führer“ war nicht darunter, er verließ den Saal kurz zuvor. Dieses Hitler-Attentat wurde von dem schwäbischen Tischler Georg Elser (gespielt von Christian Friedel) geplant und durchgeführt - die Nazis schnappten ihn und glaubten jahrelang, er wäre kein Einzeltäter gewesen. Kurz vor Kriegsende ermordeten sie Elser auf direkten Befehl Hitlers. Die Geschichte wurde bereits 1989 von Klaus Maria Brandauer verfilmt, nun legte Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) Hand an den Stoff.

Hauptdarsteller Christian Friedel im Gespräch:
Georg Elser war einer der ersten Hitler-Attentäter; erzählen Sie von dieser Rolle.
Friedel: Das Herausragende an Elser: Er war eigentlich ein unpolitischer Mensch, der die Entwicklung in Deutschland allerdings genau beobachtete und sich davon zu einer politisch motivierten Tat hinreißen ließ. Ich hatte nicht damit gerechnet, die Rolle zu bekommen. Das war beim „Weißen Band“ ähnlich. Ich war schon froh, dass ich das Casting mit Haneke bekam, weil ich daraus viel gelernt habe. Ich habe die Rolle dann doch bekommen. Vielleicht ist der Grund, dass ich eben nicht auf den ersten Blick so aussehe, wie man sich die Figuren, die ich spiele, vorstellt. Ich erspiele mir die Figuren mit einer etwas bescheideneren Art als manche Kollegen. Vielleicht reizt das die Regisseure.
Man sieht Sie häufig in Filmen über historische Figuren. Haben Sie dafür eine besondere Gabe?
Friedel: Neulich sagte eine Frau auf der Straße zu mir, nachdem sie mich eine ganze Weile angestarrt hatte, ich hätte ein sehr „volkseigenes“ Gesicht. Diesen Ausdruck fand ich sehr interessant. Vielleicht habe ich ein historisch volkseigenes Gesicht und passe daher gut in historische Geschichten. Als ich für „Amour Fou“ Heinrich von Kleist spielte, da steckte ich in diesen Kostümen, in denen man ganz automatisch eine andere Haltung hat. Ich mag es, mich für meine Rollen zu verwandeln, dafür bin ich Schauspieler geworden. Aber immerhin habe ich kürzlich im „Polizeiruf“ mitgewirkt, es ist meine erste zeitgenössische Rolle. (lacht)
Gibt es Momente an Ihrem Beruf, die Sie gar nicht mögen?
Friedel: Liebesszenen sind für mich sehr schwierig. Weil ich das Klischee, das von Liebe gezeigt wird, ausgelutscht finde. In meinem Leben möchte ich mich eigentlich davon freimachen, wenn mir die Gesellschaft vorgibt, wie Liebe auszusehen hat, oder Leben oder Erfolg. Dann stand in dem Script zu „Elser“ auch noch eine Sexszene drin, und ich dachte: Oh Gott, warum werde ich in letzter Zeit immer wieder für Sexszenen angefragt? Da wird man konfrontiert mit den eigenen Komplexen. Nach dem Dreh der Sexszene lagen wir völlig nackt vor dem Team, und ich dachte nur: Was ist da jetzt eigentlich los? Ich fragte mich, ob man mir diese Sexszene im Film auch wirklich glaubt, mit all dem inneren Widerstand, mit dem ich sie gespielt habe.
Ab 15.5. im Kino
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