Verstehen Sie die Béliers? Interview zum Megahit aus Frankreich
- c-magazine
- 12. März 2015
- 2 Min. Lesezeit
Es ist einer dieser Filme, in die Millionen Franzosen gehen, um sich zu unterhalten - aber auf niveauvolle Art. „Verstehen Sie die Béliers?“ hat alles, was eine herzerwärmende Komödie mit Drama-Elementen (oder war es umgekehrt?) braucht: Paula, eine junge, hübsche Hauptfigur (Louane Emera, in Frankreich dank „The Voice“ ein Teenie-Star) und ihre herzensgute Familie, bestehend aus Mama Gigi (Karin Viard), Papa Rodolphe (François Damiens) und Brüderchen Quentin (Luca Gelberg), die allerdings mit einer Einschränkung zu leben hat: Alle bis auf Paula sind gehörlos. Und weil ausgerechnet Paula eine total entzückende, kraftvolle Stimme hat, schickt sie sich an, über den Schulchor hinaus (grandios: als Musiklehrer: Eric Elmosnino) Karriere zu machen. Sogar im fernen Paris!
Zu dumm, dass ihre Eltern nicht hören können, was Paula singt. Doch sie findet ihren ganz eigenen Weg, ihre Familie an der Musik teilhaben zu lassen.

Wir trafen Regisseur Eric Lartigau zum Interview in Paris:
Monsieur Lartigau, 6,5 Millionen Besucher haben in Frankreich Ihren Film gesehen. Gibt es eine Erklärung für diesen Erfolg?
Eric Lartigau: Der Erfolg hat mich selbst überrascht. Es liegt sicher an einer Vielzahl von Dingen, weshalb der Film so viele Menschen ins Kino lockt und es so eine gute Chemie zwischen dem Film und den Zuschauern gibt. Am meisten überrascht hat mich die Haltung der französischen Filmkritiker, die schon zwei Monate vor dem Release schrieben, es handle sich um den Film des Jahres. Ich dachte nur, woher wissen die denn das? Man sagte mir, dass man schon auf dem Papier sah, dass der Film alle Zutaten hatte, um ein großer Erfolg zu werden. Zugleich aber gibt es eben kein Patentrezept für einen Kassenschlager. Hätten wir das, wären wir sehr reich. Aber das ist alles sehr fragil, man bewegt sich auf dünnem Eis. „Verstehen Sie die Béliers?“ ist außerdem ein Film über die Familie, und das ist immer ein sehr universelles Thema, das jeden angeht. Gibt es Kinder im Haus, werden sie irgendwann das Haus verlassen, und das ist sowohl für die Eltern als auch für die Kinder eine neue Situation. Auch das spielt im Film eine Rolle.
Die Zeichensprache ist für die Familie Bélier das wichtigste Kommunikationsmittel.
Heute leben wir im Zeitalter der Kommunikation. Jeder kann jederzeit mit allen kommunizieren. Wir sind das gewohnt. Wenn wir auf die Zeichensprache stoßen, dann irritiert uns das zunächst, weil sie eine Sprache ist, die wir nicht verstehen. Das sind wir nicht mehr gewöhnt. Die Zeichensprache ist eine völlig eigenständige Sprache, mit eigenen Codes und Bedeutungen.
Ihre Hauptdarstellerin Louane Emera, die soeben den César als beste Nachwuchsdarstellerin erhielt, musste viel leisten in ihrem Film: Sie musste nicht nur wissen, wie man Kühe melkt, sondern auch, wie man die richtigen Töne trifft. Zumindest letzteres fiel ihr leicht: Louane ist ja in Frankreich durch „The Voice of France“ berühmt geworden. Das ist richtig. Ich hatte verzweifelt nach einer Schauspielerin gesucht, die singen konnte, aber ich fand niemanden. Ein Freund meinte, ich soll mir doch „The Voice“ ansehen, was ich auch sehr widerwillig getan habe - diese Sendung ist wirklich fürchterlich. Aber egal. Ich sah also zu und Louane fiel mir sofort auf, weil sie einerseits unglaublich fragil wirkte und andererseits wirklich eine ungeheure Präsenz vor der Kamera entwickelte.
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