Plötzlich Gigolo: Woody Allen und John Turturro in Bestform
- c-magazine
- 26. Okt. 2014
- 2 Min. Lesezeit
Der bankrotte Buchhändler Murray (Woody Allen) macht seinem unscheinbaren und einsamen Freund, dem Floristen Fioravante (John Turturro), ein verlockendes Angebot, das ihrer beider Geldbeutel füllen soll. Murrays Hautärztin Dr. Parker (Sharon Stone) sucht für eine Ménage à trois einen vertrauenswürdigen Dritten, der mit ihr und ihrer lebenslustigen Freundin Selima (Sofía Vergara) in die Laken springt. Nach ersten Bedenken ob der Moral und „Tauglichkeit“, wird ein erstes Treffen mit der Ärztin verabredet. Dr. Parker, die bisher immer nur Erwartungen erfüllt hat, findet in Fioravante einen käuflichen Liebhaber, der auch ihr Herz öffnet. Begehren, Eifersucht, Verwunderung und Hoffnung treten zutage, Gefühle mit denen die 50-Jährige nicht mehr gerechnet hat.
Murray ist geschäftstüchtig und hat auch schon eine weitere Kundschaft im Auge: Avigal (Vanessa Paradis), die Witwe eines angesehenen chassidischen Rabbis. Sie war sehr jung als sie den viel älteren Rabbi ehelichte und lebt in der abgeschiedenen Welt der chassidischen Gemeinde unter sehr eingeschränkten Verhältnissen. Ihre Religion gebietet ihr sich vom Hals bis zu den Knien zu bedecken und auch ihr Haar unter einer Perücke zu verbergen. Es ist ihr auch verboten, Bücher außerhalb des orthodoxen Kanons zu lesen. Sie ergreift aus Neugier die Chance, die Murray ihr bietet. Doch im Gegensatz zu Dr. Parker und Selima, ist die keusche Avigal schon mit der Berührung ihres Rückens überfordert und bricht in Tränen aus. Fioravante verliebt sich.
Avigal wird auf Schritt und Tritt vom verliebten Dovi (Liev Schreiber), einem jungen Chassid, beobachtet. Seine Leidenschaft, die er wegen seiner Religion und seiner Unsicherheit nicht zeigen kann, manifestiert sich in einem ungezügelten Beschützerinstinkt. Murray, der sich sein Leben als Zuhälter doch einfacher vorgestellt hat, muss feststellen, dass das Weltliche und das Orthodoxe früher oder später aneinander geraten.
Männliche Prostituierte werden im Film meist als attraktive Menschen gezeigt. Fioravante, Turturros Charakter, war nie ein schöner Mann, aber er hat die Gabe, den Frauen zuzuhören und ihnen das Gefühl zu geben, interessant und aufregend zu sein.
Turturro hat für „Plötzlich Gigolo“ hochgradig unterschiedliche Frauenfiguren entworfen und grandios in Szene gesetzt. Vor allem die Besetzung mit Sharon Stone, Sofía Vergara und Vanessa Paradis sucht ihresgleichen, denn unterschiedlicher könnten die drei nicht sein. Es ist übrigens auch die erste englischsprachige Kinorolle der Französin.
Leider ist John Turturro selbst die Darstellung des einsamen und eher antriebslosen Fioravante nicht ganz so meisterhaft geglückt. Vielleicht hätte er sich rein auf die Regie konzentrieren sollen. Turturro hat übrigens selbst gesagt: „Die Rollen zwischen Regisseur und Schauspieler zu wechseln, ist ein bisschen schizophren.“
Das Bedürfnis eine Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen, vereint all die unterschiedlichen Figuren. Und diese sensationell besetzte Komödie weiß das gut zu transportieren.
Ab 7.11.2014 im Kino!
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